4.1.2 Untersuchen und Verstehen

„Stadt lesen und begreifen“

Voraussetzung für die Erarbeitung einer planerischen oder baulichen Problemlösung an einem bestimmten Ort ist die umfassende Kenntnis des Standortes, sowohl in funktionaler, physischer, als auch in sozialer und kultureller Hinsicht. Eine städtebauliche Untersuchung hierfür umfasst: den Naturraum, das Stadtgefüge als Ganzes und die umgebende Bebauung des untersuchten Standorts, die zugehörigen Freiräume und die alltägliche Nutzung wie auch den besonderen Gebrauch dieser Stadt-„Bestandteile“ durch ihre Benutzer.

Dies „Alles-Zusammen“ lässt sich ‒ mengengemäss und methodisch, wie auch aus unserer engeren fachspezifischen Stadtbau-Perspektive her ‒ nicht allumfassend analysieren und dokumentarisch wiedergeben, sondern als Planer, Ingenieur und Architekt befassen wir uns hauptsächlich:

  • mit der gebauten Umwelt und den Teilen der (noch) vorhandenen natürlichen Umgebung.

Ebenso…

  • mit den sozialen, nutzungsbezogenen und beobachtbaren Ereignissen und Vorgängen, die für das Planen und Bauen wesentlich sind und über die Daten erhoben werden, herausgefiltert und erfasst werden können.*

Und...

  • mit den verschiedenen Ebenen innerhalb einer gebauten Situation und den äusseren Einflüssen auf diese unterschiedlichen Situationen. Die vielen Umgebungsinformationen werden entsprechend den Planungsebenen aufgeteilt. Dabei wird auf deren systemische Verknüpfung und Verschachtelung geachtet.
Hinweis

* Im Rahmen dieser städtebaulichen, einführenden Grundlehre wird immer wieder auf diese (interdisziplinären) Untersuchungsinhalte (vor allem der 2.Themengruppe) inhaltlich hingewiesen, jedoch ist eine gründliche Vermittlung der diversen Wissensgebiete wie Stadtsoziologie, wie Stadtökonomie, Infrastrukturplanung, Stadtbaugeschichte und Stadtökologie, aber auch Ingenieurwissenschaften wie Verkehrsplanung, Strassenbau, Wasserbau, Energie, Abfallwirtschaft etc. hier nicht vorgesehen. Gleichwohl – so sei hier betont – ist gerade Stadtplanung und Städtebau ohne Integration der sozialen, sozialpolitischen, stadtökonomischen, stadtfunktionalen und stadttechnischen Aufgaben- und Planungsinhalte undenkbar. Ähnliches gilt allerdings ebenso für bauliche Anlagen auch in der Architektur(lehre), sofern Planen und Bauen primär als ein Arbeiten für die menschliche Bedürfnisse und Zufriedenheit im Rahmen des sozialen und ökologischen Gesamtkontexts verstanden wird. Und damit bedarf Architektur ebenfalls der interdisziplinären Einbeziehung von sozialwissenschaftlichem und kunstgeschichtlichem Wissen und ihrer Methoden.

Anmerkung

Pragmatische Vorgehensweisen und Inhalte für diese städtebaulichen Untersuchungsübungen

Nachdem in der 1.Übungsaufgabe „Stadtraum-Erkundung“ ein eher persönlicher, sensibilisierender Zugang zum städtebaulichen Raum eingeübt wurde, sollen nun in den nächsten drei Aufgaben – beginnend mit den kleineren, unteren städtebaulichen Ebenen – eine mehr systematische Stadtraum-Analyse des zu untersuchenden Ortes, seiner Umgebung und seiner grossräumlichen Bezüge erarbeitet werden. Mit immer weiteren Radien „umkreisen“ die folgenden Aufgabenstellungen analysierend diesen ersten Übungsort, bis er eingebunden und eingebettet ist in das Gesamtgefüge der Stadt.