Ein ähnliches (Selbst-)Bild hat mancher Planer und Ingenieur, indem er ein Objekt auf eine Weise konzipiert, welches scheinbar neutral und unabhängig nur für einen bestimmten Zweck funktionieren soll. Dabei hat er ursächlich und tatsächlich auch ein „Stück Welt“ mitentwickelt und sie verändert. Diese wiederum bestimmt für andere (Menschen) deren Bezüge und Dasein – nämlich eine Umwelt für ihr eigenes Leben. Denn dies „Alles“, was um etwas ‒ einem Haus oder einer Person ‒ herum vorhanden ist, ist eine aktuelle Lebenswelt von Menschen. Diese kann man nicht allumfassend und total analysieren, dh. erfassen und dokumentieren (und auch nicht planen). Denn „Alles“ beinhaltet nicht nur alles, was vor Ort vorhanden, sichtbar, aufzählbar usw. ist, sondern auch „alles“, was eine „Lebenswelt“ auch sinnlich ausmacht:
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Die aktuellen „Lebenswelten“ bestehen zum Beispiel auch aus:
Der (Stand-) Ort selbst mit seinen sinnlichen Eindrücken trägt auf seine Weise dazu bei, die Bauwerke als Teil der erlebbaren Umwelt zu formen. Als Fachbegriff für dieses „lokale“ Beziehungsgeflecht – hin bis zu metaphysischen Überlegungen – hat sich etabliert das lateinische Wort „Genius Loci“. Der Architekturtheoretiker Christian Norberg-Schulz hat sich auf besonders eindrückliche und phänomenologische Weise in seinem Buch gleichen Namens damit befasst.
Literaturhinweis: Norberg-Schulz, Christian: Genius Loci. Landschaft, Lebensraum, Baukunst; Stuttgart 1982.
Die materiell-greifbare, natürliche und gebaute Umwelt bietet für Baufachleute ausreichend „Analysestoff“, um einen Bauort zu charakterisieren und zu beschreiben, der planerisch und baulich weiterentwickelt werden soll. Baukonstruktionen sind zu analysieren, ihr Kräfteverlauf nachzuvollziehen, Strassenpflaster ist zu beschreiben mit seinen Materialqualitäten und Pflasterungsweisen. Tragen und Lasten in historischen Gemäuern aufzufinden und sichtbare Mängel (z.B. Feuchte) ist zu kartieren. Sicherheitsaspekte an Tragwerken sind einzukreisen und historisch wertvolle Bauteile zu klassifizieren. Regionale Holzbauweisen sind zu erkennen und der Zustand eines Dachstuhls und von Holzbalkendecken zu untersuchen. Möglicherweise gilt es eine seltene Nietverbindung einer Brücke zu bewahren oder eine frühe Betonkonstruktion als solche zu erkennen (siehe zum Beispiel Buchenau, Geraldine: Beton und seine wachsende Rolle in der Denkmalpflege. Frühe Betonbauten in Baden-Württemberg gestampft bis geschüttet; in: Denkmalpflege Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege Nr. 1 / 2017 / S. 29ff). Konstruktionen und Bauformen sind historisch miteinander verbunden und zeigen damit die örtlichen Anknüpfungsthemen für zukünftige Lösungen.