Die folgenden, simplifizierenden graphischen Zeichnungen zeigen eine vereinfachende und systematisierte Beschreibungsweise, um bestimmte Gestaltaspekte von dem Untersuchungsobjekt abzugreifen. Mittels einer taxonomischen, graphischen Beschreibungsweise44 wird eine gewisse Bandbreite an möglichen morphologischen Ausformungen und Teilen des Gesamt-Baukörpers erfasst. Hieraus (und mit weiteren analytischen Fragestellungen an das Untersuchungsobjekt) lassen sich die Gestaltungs- und Ausdrucksweisen relational erfassen und systematischer beschreiben und interpretieren, dh. verstehen. Je nach Untersuchungsobjekt und seinen spezifischen Ortsbezügen können die Beschreibungsmethoden erweitert, verändert bzw. angepasst werden. Hier werden nur einige grundsätzliche, morphologische und räumliche Gestaltungsinhalte dargestellt.
Das graphische Beschreibungsverfahren nutzt eine Methodik, die Ihnen aus Umfragen bekannt ist. Sie werden z.B. gefragt, ob Sie ein angebotenes Produkt „nicht … eher nicht … weder-noch … eher doch … ja-gerne“ besitzen möchten. Hier im folgenden Erläuterungsbeispiel also: Ist die „Fassadenrichtung“ eines Hauses oder einer Strassenfassaden-Abwicklung eher „horizontal“ oder eher „horizontal-/vertikal gemischt“ oder eher „vertikal“ geprägt? Je nachdem wie genau eine Aussage getroffen werden kann, macht man ein Kreuz (oder Kurzstrich) oder bestimmt die variable Bandbreite der zutreffenden Aussage durch die jeweilige Länge eines waagerechten Balkens.
Erläuterung: z. B. die mittels der Skalierung beschriebene Fassade (oben links) ist trotz einiger horizontaler Elemente eher vertikal ausgerichtet (rot markierter Bereich); (unten links) die beschriebene Fassade ist nicht eindeutig taxierbar zwischen etwas verziert und sehr prächtig im Vergleich mit einer sehr schlichten Fassade; erkennbar an dem längeren horizontalen roten Balken | (rechts oben) das Gebäude hat beides: Flach- und Giebeldächer (Kreuz oder Kurzstrich); (unten rechts) eindeutig sichtbar steht das untersuchte Gebäude auf Stützen; hier das punktuelle Kreuz (Kurzstrich) als Kennzeichnung.""
Hinweis: Diese Beschreibungsweise sollte immer bezogen sein auf die Umgebung(sbebauung) des untersuchten Objekts (z. B. eines Strassenzuges oder Blocks), da es keine „absoluten“, generellen Beschreibungsmerkmale gibt; „prächtig“ ist beispielsweise in einer barocken Umgebung anders zu definieren als in einer nüchtern gestalteten Umgebung, wo ein Haus oder ein Teil davon im Vergleich hierzu als „prächtig“ zu kennzeichnen ist.
Die Vorteile einer relationalen Beschreibungsweise (Taxierung) sind:
- dass man mittels einer „Skalierung“ (von…bis) und mit einer angegebenen Bandbreite auf einfache Weise differenziertere Angaben machen und festhalten kann, ohne darüber „viele Worte zu verlieren“.
- dass leichter und konkret diskutiert werden kann, indem man reale Gebäude und / oder die Umgebung als Bezugsgrösse nutzt und im Vergleich dazu das Untersuchungsobjekt besser einschätzen kann.
- die gewählten Beschreibungsaussagen können eine gewisse „Unschärfe“ behalten bzw. diese ist anhand der dargestellten Bandbreite nachvollziehbar sichtbar; kann also auch ggf. leichter revidiert werden.
Bei der nachfolgenden Kurz-Übung 3.4.2.3.3. „Architektonische Gestalt-Merkmale - städtebauliche Untersuchung von Fassaden“ können Sie selbst eine solche Untersuchung an einem Beispiel Fassaden-Beispiel durchführen und das Einschätzen von ausgewählten Gestalt-Merkmalen einüben.
Hinweis: Ausführlichere Erläuterungen von weiteren Gestalt-Merkmalen und von architektonischen Untersuchungsmethoden zu deren Erfassung und Beschreibung finden Sie im BauAnalyseModul (BAM) „Konstruktion+Form“ („KoFo“), Abschnitt 3.4.2.6.2. bis 3.4.2.6.5. und 3.4.2.6.6..
44 aus: k.brendle ▪ plan.buero a&a: Stadtbild-Planung „Rostock – Südwestliche Innenstadt“; Lübeck / Rostock 1994 (o. Seitenangabe)