Die natürliche und gebaute Umwelt, das Agieren der Menschen im Raum und unsere eigenen (Analyse-)Handlungen sind (in Grenzen) mittels unserer menschlichen Wahrnehmungsweisen erfahrbar. Allerdings ist Wahrnehmen immer auch ein Auswahlprozess – insofern müssen wir konstatieren, dass nicht „alles“ von uns wahrgenommen wird (z.B. unsichtbare Strahlungen oder aufgrund eines bestimmten Wahrnehmungsinteresses, was uns möglicherweise bestimmte Aspekte unbewusst vorenthält oder ausblendet). Der Philosoph Wolfgang Welsch schreibt im Zusammenhang mit erkenntnistheoretischen ästhetischen Fragestellungen allerdings mahnend und verständig: „Wahrnehmung inmitten von Heterogenität ist wahrhaftig gar nicht anders möglich denn als Mitwahrnehmung und Beachtung von Ausschlüssen. Sie verlangt eine spezifische Aufmerksamkeit auf die Blindheit des Wahrnehmens selbst (…). Eine solcherart (…) erweitere Ästhetik ist also zugleich wahrnehmungskritisch und selbstkritisch.“ (Welsch, Wolfgang: Adornos Ästhetik: Eine implizite Ästhetik des Erhabenen; in: Welsch, Wolfgang: Ästhetisches Denken; Stuttgart 2003, S. 150f).
Es geht in diesen Texten nicht um „Schönheit“ und künstlerische „Kriterien“ u.ä. im populären Gebrauch des Wortes „ästhetisch = schön“, oder im üblichen philosophischen Gebrauch von „wahr, schön und gut“, sondern um die Entwicklung einer / der Wahrnehmung im heutig vielfach gebrochenen, heterogenen Umfeld unterschiedlichster und gegensätzlichster Werte und Kunstproduktionen.