Viele (bekannte) Architekten und „Stadttheoretiker“ erfinden neue Begriffe oder interpretieren Vorhandene in einem neuen Sinne. Hinzukommen regionale oder traditionelle Namen und Fachwörter, deren Sinn zeit- oder ortsgebunden ist. Manchmal sind die fachspezifische Verwendung eines Wortes und sein Bedeutungsumfang auch nicht erkennbar, weil die Wörter in der Umgangssprache ebenfalls geläufig sind. Wörter wie z.B. „Raum“, „masstäblich“, „Strasse“, „Stadt“ oder „Haus“ spiegeln (oft auch) die persönlichen Erfahrungen und Meinungen wider; sogar das Wort „Architektur“ wird anderweitig benutzt, z.B. in der Datenverarbeitung. Vielfache Bedeutungen und Konnotationen sind enthalten in den Wörtern und stiften möglicherweise Konflikte und Verwirrungen durch ihre individuellen Ausdeutungen, die beim Laien andere sind als bei Fachleuten.
Weitere Missverständnisse können dadurch entstehen, dass Wörter in der Alltagssprache bestimmte Wertungen enthalten (z.B. „Monumentalität“, „menschlicher Masstab“, „hell und dunkel“). Im Architekturdiskurs und -beschreibungen werden sie jedoch als neutral-beschreibend oder in einem spezifischen, nicht-gewerteten Sinne benutzt. Es ist also oft ratsam, sich den Gebrauch und Inhalt eines (Fach-)Begriffes, einer Kategorie oder Wortes genauer vor Augen zu führen bzw. diesen für die eigenen Zwecke ggf. sprachlich klar zu definieren und auszudrücken. Damit verstanden wird, was man als Architekt und Stadtplaner mit einer bestimmten Massnahme beabsichtigt, und die Argumente hierfür von anderen „unmissverständlich“ nachvollzogen werden können.
Bei der Erläuterung und Benutzung von Begriffen zeigt sich das Bemühen des Autors (vielleicht auch das bemühte Tun…) Inhalte allgemein zu erläutern und einzugrenzen. Jedoch kann der mitteleuropäische Hintergrund in manchen ortsspezifischen Fällen nicht ausreichen und als ungenügend bis nicht-passend angesehen werden, wie die folgenden Beispiele zeigen. Weder für Extremlage einer Stadtsituation (z.B. eine Ortschaft in einem tiefeingeschnittenen Fjord, dessen hohe und steile Ufergebirge urmächtig das Ortsgefühl dominieren und den kleinstädtischen Strassenraum-Charakter überformen), noch über kulturell-bedingte Bedeutungsgrenzen hinaus passen manch generelle Begriffsbedeutungen nicht und gelten nicht unbesehen (z.B. über die neue Siedlung für Indios als (Stadt-?)Teil der neuen Stadt Rodelas in Bahia / Brasilien). Begriffe und Fachtermini bedürfen ständiger Diskussionen und Überprüfungen auf Angemessenheit.
- Verzeichnis der verwendeten Literatur, Medien, Quellen, Anhänge, Abbildungen und Kurz-Übungsaufgaben im BAM Städtebau, siehe unter 6 BAM-S – Literatur- und Quellenverzeichnis.
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4: „Fremd“ in mehrfacher Hinsicht: ein Stadt-Teil ausschliesslich für indigene Bevölkerung? / eine gemeinsame Ortschaft für zuvor ggf. getrennt lebende Bevölkerungsgruppen? / Vertreibung der Einwohner und Stadt-Neugründung wg. eines Staudamms!