3.3.1 Stadt und Stadtgebrauch

Die Stadt als alltäglich genutzter Raum, als Ort der Begegnung und Tätigkeiten von Menschen und ihrem Potential an Verhaltensweisen, wird flächig erfasst und beschrieben durch die Kartierung der Standorte, Stadtareale und der Bauten mit den wichtigsten Stadtfunktionen. Jede der Nutzungsarten hat ihre Orte und ist verknüpft mittels verschiedener verkehrlicher Transport- und Bewegungsweisen und Kommunikationsmedien. Diese bilden ihre Wichtigkeit im Netz ab, wie es anhand der Hierarchie von Neben- und Hauptsträngen und deren tageszeitenabhängigen Auslastung und z.B. an Verkehrsstaus ablesbar ist. Jeder Ort und Raum, jede Fläche ist geprägt von den tatsächlichen, auch von den ggf. möglichen Nutzungsweisen mit ihren üblichen vielfältigen menschlichen Tätigkeiten („Stadt-Aktivitäten“) und Erlebnisarten („Stadtgefühle“). Und auch die nutzlosen Brachen, ruppigen Bedarfsräume und „schmuddeligen Hinterzimmer“ einer Ansiedlung zeichnen sich ab als erforderliche oder gewesene Funktionsräume.

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Die Summe und Überlagerungen aller Stadtnutzungen, Aktivitäten, leergefallenen Areale etc. und ihre soziogeographischen Besiedlungsmuster sind stadtplanerisch-relevante Inhalte, die im BAM Städtebau mit dem Begriff des Stadtgebrauchs zusammengefasst werden. Alle Funktionalitäten, Nutzungsarten sowie raumrelevante Handlungen, Aktivitäten und überlieferten Gebräuche der Stadt lassen sich hiermit bezeichnen. Die Gebrauchsweisen stellen uns über systematische, analytische Beschreibungen den sozialräumlichen Alltag der Stadt, seine Lebendigkeit und Rhythmen vor Augen. Erweitert wird das alltägliche Stadtgeschehen durch besondere Ereignisse kultureller, traditioneller, festlicher Art und durch sonstige besondere Angelegenheiten wie Messen, Prozessionen, Festivals. Auch Protestaktionen, Krisen, Aufstände, Häuserkampf bis zum Umsturz ereignen sich immer wieder – als spontane oder gezielte Aktionen, Machtkämpfe usw. – in den städtischen Gebieten (z.B. „Studentenrevolution“ vom Mai 1968 in Paris; die Auseinandersetzungen des „Euromajdan“ in Kiew 2013/14).

Dies so verstandene, sozialräumliche und komplexe Stadtgeschehen ist ein Gemenge aus einer Vielzahl von geschichtlichen, sozialen, erlebbaren – wie auch leidvollen – Begebenheiten, die sich im Stadtraum ereignen und ihn mitformen auf seinen Ebenen und bei den zugehörigen Komponenten, Einheiten und Elementen. All dies kann hier im Städtebau-Modul nur in geringem Umfang behandelt werden. ‒ Im Folgenden werden drei Haupt-Themenbereiche des Stadtgebrauchs skizziert.