Ein unbedingter Bestandteil des allgemeinen „Verständnis von Stadt“ ist der öffentliche Raum – wie schon die „Stadtformel“ von E. Park (siehe zuvor 2.1.2) dies umschreibt, indem sie auf die vielfältigen Lebensprozesse verweist, die wesentlicher als das Materiell-Konstruierte die Stadt bestimmen. Es geht um das Mit- und Nebeneinander der Bewohner und Nutzer eines Ortes, welches über den Einzelnen hinaus mit & in der Stadt etwas erschafft und bewirkt, was einen gesellschaftskulturellen Mehrwert erbringt: „a state of mind, a body of customs and traditions“ (E. Park ; siehe zuvor in 2.1.2). Die Stadt bedarf hierzu einer gewissen Anonymität, einer Offenheit ihrer Räume – aber auch Sicherheit und Gefasstheit, um aus diesem freien Kommunikationsgefüge heraus „Produkte“ dinglicher und geistiger Beschaffenheit zu ermöglichen. Die öffentlichen Strassen und Plätze eines Ortes (inklusive der quasi-öffentlichen Räume wie Bahnhöfe, Sportarenen, Markthallen usw.) erlauben – sinnbildlich und praktisch – durch die allzeitige, frei zugängliche Benutzbarkeit einen Austausch und Transport an Waren und Menschen und Informationen, die grundlegend war für die europäische bürgerliche und kommerzielle Stadt. – Hier ist nicht der Raum, den Wandel und die möglichen aktuellen Gefährdungen des öffentlichen Raums zu diskutieren, der von vielen Positionen und medialen Änderungen gespeist und befürchtet wird. Die allgemeine öffentliche freie Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der offenen „Stadträume zwischen den Gebäuden“ gilt bislang als eines der wesentlichen Kriterien und kulturpolitischen Qualitäten für das Stadtleben und die „freiheitliche“ städtische Kultur.
Jede der in den Übungsaufgaben zu untersuchenden Bauten, Objekte und Freiräume befasst sich und wirkt ein auf den öffentlichen Raum bzw. seinem Gegenteil: dem „privaten Raum“. Das Zueinander von „Öffentlichkeit und Privatheit“ bestimmt das alltägliche Geschehen in den besiedelten Arealen. Die Übungsaufgaben thematisieren auf allen betrachteten Ebenen diese sozialräumliche – und indirekt: politische – Perspektive auf den Stadtraum.
Literaturhinweise:
Bahrdt, Hans Paul: Die moderne Großstadt. Soziologische Überlegungen zum Städtebau; Opladen 1998 (Erstauflage 1961)
Feldtkeller, Andreas: Die zweckentfremdete Stadt. Wider die Zerstörung des öffentlichen Raums; Frankfurt / Main; 2. Auflage 1995
Gehl, Jan / Svarre, Brigitte: Leben in Städten. Wie man den öffentlichen Raum untersucht; Basel 2016