Zeit wird hierbei in üblicher Weise als ablaufende Zeitreihe erfahren, um Werdungsprozesse und Abläufe nachzuvollziehen und hieraus ein geschichtliches Verständnis für eine vorhandene stadträumliche Situation und gebaute Konstellation zu gewinnen. Der Zeitablauf kann kontinuierlich, aber auch in Sprüngen und Brüchen verlaufen; auch „Stillstand“, Stagnation und „Schrumpfungsprozesse“ sind ablesbar. Gleichfalls können sich hieraus „lineare“ Fortschreibungsmöglichkeiten für die Zukunft ergeben. Die folgenden zwei stadtbaugeschichtlichen Analyse-Beispiele zeigen solch bildliche Beschreibung von vergangenen Entwicklungsverläufen.
Die allmähliche Aufsiedelung eines früheren Ackerbau-Gebietes „vor der Stadt“ ab 1880, nahe von drei Dörfern, mit dem bereits zuvor vorhandenen Standort einer Ziegelei und einem Wegekreuz, wird phasenweise dokumentiert einschliesslich der Teilzerstörungen im 2. Weltkrieg und den anschliessenden, veränderten Wiederaufbau-Gebäuden bis 1977.
Die Stadtwerdung von Chernivtsi | Czernowitz (Ukraine) von ca. 1780 bis 2014 wurde im Rahmen einer Lehrveranstaltung untersucht und dokumentiert.- Die Stadt entstand aus einer kleinen Ortschaft an einer wichtigen Querungsmöglichkeit des Flusses Pruth und wurde erst städtisch ausgebaut nach der Besetzung durch die Habsburger Monarchie im 18. Jahrhundert. Aus den sieben aufgefundenen, mittels Karten dokumentierten Stadt-Wachstumsperioden werden hier beispielhaft vier Entwicklungsstadien wiedergegeben. Die seit dem 15. Jahrhundert bestehende Vorgänger-Ansiedlung konnte im Rahmen des Seminars zeichnerisch nicht rekonstruiert werden.