In Salvador de Bahia (Brasilien) – ausserhalb des Altstadtkerns – sind die Stadt-Gliederungselemente die unregelmässigen, buckligen, runden Hügel, um die die grossen „Highways kurven“. Die hügelige Topographie wird durch die kleinteilige Bebauung oder durch zahllose Wohnhochhäuser überwuchert, als gäbe es keine Steigungen und kein Gefälle – jede Einheit zwischen den Schnellstrassen wird erschlossen jeweils über Hauptstrassen, die meist oben entlang auf den Kämmen der Hügelkuppen verlaufen. Die Hügel sind in sich abgrenzbare Areale, in denen über viele Nebenstrassen, Gassen und Wege das jeweilige Gebiet erschlossen wird.
Bei Stuttgart (Deutschland) gibt es eine alte lineare Verortung von bebauten Ortsteilen und Städten in der Landschaft zwischen zwei Schlossanlagen.
In Aracaju in Sergipe (Brasilien) liegt ein Siedlungsbeispiel mit einer geometrisch(-verliebt)en Grundordnung, die jedoch vor Ort im Gebiet selbst nicht nachvollzogen werden kann. Abgesehen vom runden Park in der Mitte wurde eine ortsübliche (rechtwinklige) Wohnbebauung dort hineingezwängt. An den Gebietsrändern ergeben sich unbebaubare Restflächen. ‒ Weltweit und bis heute gibt es solch „ornamentalen Städtebau“; in Brasilien noch z.B. in Porto das Galinhas / Bundestaat Pernambuco, im Stadtzentrum sowie bei einem achteckigen Industriegebiet im westlichen Teil von Belo Horizonte / Bundestaat Minas Gerais; in China z.B. Lingang New City von den Architekten Gerkan Marg und Partner; und berühmt sind die historischen Renaissance-Idealstädte beispielsweise in Italien.
Von Lübeck (Deutschland) sind hier einige Ausschnitte des Stadtgrundrisses wiedergegeben, bei denen die Trassierung und die Formen des Strassensystems zurückgeführt werden können auf naturräumliche, topographische, erschliessungsbedingte, historische, stadt-rechtliche, militärisch-technische und zeittypische, fachplanerische Ordnungsfaktoren, die hier z.T. vermischt oder überlagert auffindbar sind. Abgesehen von den früheren konstruktiven Einschränkungen beim Wege- und Brückenbau, die den heutigen Trassenverlauf der Strassen (topographisch) mitbestimmt haben, sind hier mit „historischen“ Ordnungsfaktoren beispielhaft u.a. die bürgerrechtlichen Regelungen gemeint, die ausserhalb der Stadtbefestigung das Wohnen nur in strengen Ausnahmen erlaubte. Diese Verbote bestimmten das Landschaftsbild, die Bebaubarkeit und zulässigen Nutzungen ausserhalb der Befestigungen, z.B. das Freihalten eines Schussfeldes, die erlaubte Nutzungsweise, Ausstattung und Bauweise der dortigen Bauten etc., was u.a. an der heutigen Strassenanordnung abzulesen ist (siehe die folgende Abb. links oben).
Darstellung von zwei Bezugs- und Masstabsebenen für die visuellen Raumbeziehungen zwischen Gebäuden und zur Umgebung im Zentrum von Roskilde (Dänemark).
Die einfache Strukturskizze von Halle an der Saale (Deutschland) zeigt die wesentlichen flächigen und axialen Ordnungsfaktoren in klarer, abstrahierter Form. Das Ineinander des natürlichen Flusstales der Saale und der Besiedlungsweise treten deutlich zutage. Die Potentiale vorhandener Bezugsachsen sind mit dargestellt.
g. Das System der separaten Subsysteme als Ordnungsfaktor
Das konzentrisch aufgebaute Mailand / Italien zeigt diverse, einzelne unabhängige reguläre Achsensysteme in den Vorstadtgebieten gleichmässig rund um den historischen Stadtkern.
h. Die Rechtwinkligkeit als Ordnungsfaktor
Alte dänische Kulturlandschaft an der Ostseeküste mit einer grob-regulären Grund-Aufteilung der Felder und Wege im Kontext der natürlich-geformten Meeresbuchten.
i. Die Parallelität als Ordnungsfaktor
Eine stupende (fantasierte) Grosstruktur – gebrochen und landschaftsräumlich eingebettet durch die natürlichen Inselformen – in der finnischen Küsten- und Schären-Landschaft als Vorschlag für eine Stadterweiterung bei dem Ideenwettbewerb „Helsinki 2050“38.
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38: angeregt durch das utopische Modell der Bebauung der Tokyo-Bucht von 1960 des Architekten Kenzo Tange.