Stadt-Bausteine sind hauptsächlich vertreten in den kleinräumlichen und in den nahräumlichen Ebenen (Mikro- und Meso-Stadtebenen). Es sind (Kombinationen von) Flächen und Körper, die als Einheiten und Volumen untereinander und zusammen mit der vorhandenen Topographie räumliche Beziehungen und Anordnungen (er-) schaffen und bestimmte Zwischenräume ausbilden. Je nach den Nutzungsanforderungen sind sie im Rahmen der vorhandenen (und beim Entwurf konzeptionell weiter zu entwickelnden) Gestalt-Modifikatoren (aus-) wählbar. Es werden unterschieden:
Bei vielen baulichen Objekten bilden sich zugehörige, angrenzende oder umgrenzte spezifische Aussenräume und Freiflächen mit heraus (z.B. der Baublock mit Innenhof; das Einfamilienhaus mit Vor- und Nutzgarten, das Schloss mit Schlosshof und Schlosspark). Sie bilden eine Einheit aus Bauwerk und Freianlage.
Je nach Grössenordnung einer Stadt und prägnanter Ausformung bzw. Abgrenzung können auch grössere Einheiten, wie Stadtfelder bzw. Stadtteile und -quartiere und gebaute bzw. natürliche Landschaftsteile, stadträumliche Grünzüge, (grosse) Parkanlagen etc. noch als Stadt-Bausteine gekennzeichnet werden. Sofern innerhalb des Orts- und Stadtgefüge diese als abgeschlossen, gestalterisch-einheitlich und -unterscheidbar in Ausformung und Zuschnitt ablesbar sind, bilden sie einheitlich-abgeschlossene urbane Gestalt-Felder, wie auch z.B. Grossiedlungen, weitläufige Verkehrstrassen, Biotope und die Wasserflächen u.ä.. Bei vielen geplanten Stadterweiterungen von mittelalterlichen Städten in der beginnenden Neuzeit ist diese abgeschlossene „Baustein-Charakter“ städtebaulich noch klar ablesbar. Später jedoch verflüchtigt sich die handhabbar-gemeinte „Baustein-Metapher“ bei grösseren, unüberschaubar gewordenen Umwelteinheiten (der Makro-Stadtebenen).
Je nach Autor und Architektur- bzw. Stadtverständnis wird eine mehr bauform-akzentuierende oder eine mehr funktionsbetonende Herleitung und Auffassung bei der Beschreibung der Stadt-Bausteine benutzt. Aldo Rossi13 betont die architektonische Sichtweise, indem er mit der archetypische Genese der „Stadtarchitektur“ beschreibt, dass die geschichtlich entstandenen Haustypologien primär als Haus-Bauformen tradiert (aber auch angepasst und weiterentwickelt) werden. In den so entstandenen und überlieferten Bauformen ereigne sich der immerwährende Nutzungswandel der Zeiten, wodurch die Funktionen selbst ebenfalls mitgeformt würden. Die Stadt könne auf diese Weise ihre architektonische Gestalt als gebaute „Stadtarchitektur“ langfristig bewahren und behaupten, allerdings im Spannungsverhältnis zwischen rascherem Funktionswandel und den beharrenden Bautypologien.
Es hat sich bewährt, bestimmte bauliche Orts- und Stadtbau-Themen entsprechend ihrer Grösse und Wirkungskräfte mittels der folgenden Stadt-Baustein-Kategorien zu unterscheiden:
Achten Sie darauf, dass es in Architektur und Städtebau häufig keine allgemein-verbindlichen Definitionen gibt, und andere Autoren14 in Fachvorträgen und in der Literatur den Begriff „Stadt-Baustein“ z.T. deshalb anders verwenden als hier in diesen BAM-Texten.
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13: Rossi, Aldo: Die Architektur der Stadt. Skizze zu einer grundlegenden Theorie des Urbanen; Düsseldorf 1973; dieser Autor entwickelt und benutzt den Begriff „Stadtarchitektur“ für die Gesamtstadt, verwendet jedoch nicht die Begrifflichkeit der „Stadt-Bausteine“, die eine Differenzierung in einzelne Teile erlaubt.
14: siehe z.B. Bürklin, Thorsten / Peterek, Michael (2008); Herrmann, Thomas (1990); Humpert, Klaus (1997); Mäckler, Christoph / Fietz, Frank Paul / Göke, Saskia (Hrsg.) (2016); Trieb, Michael et. al. (1988). ‒ Aldo Rossi benutzt den Begriff zwar nicht, jedoch trägt sein Buch „Die Architektur der Stadt“ (1973) massgeblich zu einem grundsätzlichen Verständnis des Verhältnisses von Stadt und Stadtarchitektur mit bei; alle Bücher im Literaturverzeichnis (von 6 BAM).