1.3 Vorlesungen und Anwendung mittels Übungsaufgaben

Die Präsenzveranstaltungen an Ihrer Hochschule vermitteln den fächerspezifischen Lernstoff durch eine breite Darstellung der Inhalte im jeweiligen Fachgebiet ‒ im Städtebau, in der Architektur die architektonisch-konstruktive Betrachtung von Bauwerken und die baukonstruktiven und verfahrenstechnischen Aufgabestellungen im Bauingenieurwesen. Jedes Fachgebiet hat seine spezifischen Perspektiven, Methoden und sein Wissen bezogen auf die gebaute und natürliche Umwelt. Fachliche Begriffe werden in den Vorlesungen eingeführt und anhand von Beispielen erläutert. Es wird auf Bezüge und Abhängigkeiten zu Nachbardisziplinen und -themen hingewiesen und unterschiedliche Sichtweisen zu den Sachverhalten vorgestellt. Die Problematik von unterschiedlichen Perspektiven und angestrebter fachlich-neutraler Denk- und Beurteilungsweisen können dort diskutiert werden. Es gibt Hinweise auf weiterführende Informationen in der Literatur und im Internet, um sich selbständig weiter in die Wirklichkeiten der jeweiligen Disziplin einzuarbeiten.

In den Übungen werden Aufgaben vorgestellt, anhand derer der dargebotene Stoff selbständig bearbeitet bzw. nachgearbeitet und nachvollzogen werden kann. Die Aufgaben umfassen bestimmte „reale“ Gebiete, Situationen, Orte, Bauten und Grundstücke in Ihrer Stadt, welcher analysiert und beschrieben werden sollen. Anhand dieser prototypischen Beispiele werden die einzelnen Fragestellungen abgearbeitet und können so verstanden werden. Diese Aufgaben dienen der eigenständigen Erarbeitung des vermittelten Lernstoffs, befördern seine Anwendung und ermöglichen eine Überprüfung des Gelernten.

Da viele städtebauliche, architektonische wie auch bautechnische Fragen nicht eindeutig mit ja / nein oder richtig / falsch beantwortet oder meist nicht in vollständiger Breite erarbeitet werden können, gilt es über die Übungen Erfahrungen zu sammeln, um den Umgang mit dieser Art von Fragestellungen und „Einschätzungswissen“ für sich zu erlernen. Die Übungsaufgaben enthalten deswegen in geeigneter Weise auch mögliche Bandbreiten von Antworten. Zudem gibt es Übungsaufgaben-Besprechungen mit Ihren Dozenten, wo diese abzuwägenden Aufgabenergebnisse erörtert und verglichen werden können. Aus dieser „Gemengelage“ werden Sie für sich allmählich im Laufe des Studiums Ihr (methodisches) Wissen, wie auch eine eigene (jedoch weitestgehend allgemein begründbare) „Haltung“1 samt Wertmasstäben erarbeiten. Damit wird indirekt auch Ihre eigene fachliche und berufliche Verantwortlichkeit im Rahmen dieser Bau-Analyse-Prozesse zum Thema gemacht.


1 Damit ist nicht gemeint, sich hinter einer individuellen „Subjektivität“ zu verstecken oder einzurichten (im Sinne von z.B., dass etwas eine „Geschmacksfrage“ sei…), sondern gemeint ist die aufmerksame Entwicklung einer bewussten Professionalität, die sich der eigenen Wertmasstäbe bewusst ist. Diese Werte wiederum sind offen für die gewünschten und erforderlichen Ziele bei einer Planungsaufgabe, auch für die anderen Ziele der Beteiligten und im Rahmen der gegebenen Umstände. Mit dieser (Wert-)„Haltung“ sucht man – immer wieder neu und aktualisiert – hieraus eine fachliche Lösung für die gestellte Planungsaufgabe zu erarbeiten und zu vertreten.