3.4.2.1.4 Stadt-Vegetationsbausteine

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Die Analyse und Planung der Vegetation und Grünräume in und um eine besiedelte Fläche ist die Aufgabe der '''Landschaftsplanung''', die je nach Gebietsart begleitet werden muss durch die entsprechenden geographischen und biologisch-ökologischen Untersuchungen von Naturwissenschaftlern. Hier im Teilmodul BAM Städtebau wird anhand von einigen Beispielen auf dieses eigene Themen- und Fachgebiet nur hingewiesen, und die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit bei einer Ortsanalyse für die betreffenden Fragestellungen herausgestellt.
Die Analyse und Planung der Vegetation und Grünräume in und um eine besiedelte Fläche ist die Aufgabe der '''Landschaftsplanung''', die je nach Gebietsart begleitet werden muss durch die entsprechenden geographischen und biologisch-ökologischen Untersuchungen von Naturwissenschaftlern. Hier im Modul BAM Städtebau wird anhand von einigen Beispielen auf dieses eigene Themen- und Fachgebiet nur hingewiesen, und die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit bei einer Ortsanalyse für die betreffenden Fragestellungen herausgestellt.


Bei allen städtebaulichen Untersuchungs- und Planungsebenen und bei den verschiedenen Bebauungsformen sind für die Fauna&Flora-Themen spezielle masstabsgerechte Fachkenntnisse vonnöten, die im Einzelfall in enger Zusammenarbeit mit der Landschaftsplanung abgesprochen und erarbeitet werden müssen. Der Stuttgarter Landschaftsplaner Giselher Kaule hat in einem kurzen, älteren Text mit dem Titel „Stadtvegetation“ (1987) die wichtigsten Themen übersichtlich zusammengestellt. Als grundsätzlich zu unterscheidende Stadtbiotope<sup>28</sup> nennt er:  
Bei allen städtebaulichen Untersuchungs- und Planungsebenen und bei den verschiedenen Bebauungsformen sind für die Fauna&Flora-Themen spezielle masstabsgerechte Fachkenntnisse vonnöten, die im Einzelfall in enger Zusammenarbeit mit der Landschaftsplanung abgesprochen und erarbeitet werden müssen. Der Stuttgarter Landschaftsplaner Giselher Kaule hat in einem kurzen, älteren Text mit dem Titel „Stadtvegetation“ (1987) die wichtigsten Themen übersichtlich zusammengestellt. Als grundsätzlich zu unterscheidende Stadtbiotope<sup>28</sup> nennt er:  
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*die flächigen und die linienförmigen '''Gebiete''' und '''Elemente''' (z.B. entlang von Verkehrsanlagen) sowie einzelne '''Kleinstrukturen''', die bis in die Häuser hinein auffindbar sind (z.B. bis in die Dachböden).  
*die flächigen und die linienförmigen '''Gebiete''' und '''Elemente''' (z.B. entlang von Verkehrsanlagen) sowie einzelne '''Kleinstrukturen''', die bis in die Häuser hinein auffindbar sind (z.B. bis in die Dachböden).  


Anhand der unterschiedlichen urbanen Bebauungsformen und Gebietstypen charakterisiert er die jeweiligen Lebenswelten von Pflanzen und Tieren und die dort vorhandenen Wachstums- und Lebensbedingungen. Eine rein-visuelle Betrachtung der Vegetation wird somit erweitert um deren (mögliche) Beiträge für eine '''ökologische Sicht''' auf die Stadt bis hin zu einzelnen Gebäudeteilen, die jeweils unterschiedliche Lebensräume (Biotope) anbieten.
Anhand der unterschiedlichen urbanen Bebauungsformen und Gebietstypen charakterisiert er die jeweiligen Lebenswelten von Pflanzen und Tieren und die dort vorhandenen Wachstums- und Lebensbedingungen. Eine rein-visuelle Betrachtung der Vegetation wird somit erweitert um deren (mögliche) Beiträge für eine '''ökologische und biologische Sicht''' auf die Stadt bis hin zu einzelnen Gebäudeteilen, die jeweils unterschiedliche Lebensräume (Biotope) anbieten.


Dies alles können nur Hinweise sein, um auf die weitreichenden biologischen und kleinklimatischen Themen und Auswirkungen von Grünzügen, Flussläufen, Parks, Friedhöfen, Gärten und Baumpflanzungen – aber auch von Restflächen entlang von Verkehrsschneisen und von brachliegendem Gelände hinzuweisen. Eine Reihe von kleineren Einheiten und Elementen wurde schon zuvor bei den Stadt-Kleinbausteinen zum Thema „Vegetationselemente“ (3.4.2.1.1f.) aufgelistet.
Dies alles können nur Hinweise sein, um auf die weitreichenden biologischen und kleinklimatischen Themen und Auswirkungen von Grünzügen, Flussläufen, Parks, Friedhöfen, Gärten und Baumpflanzungen – aber auch von Restflächen entlang von Verkehrsschneisen und von brachliegendem Gelände hinzuweisen. Eine Reihe von kleineren Einheiten und Elementen wurde schon zuvor bei den Stadt-Kleinbausteinen zum Thema „Vegetationselemente“ (3.4.2.1.1f.) aufgelistet.


==== Die kleinere Grünanlage und raumbildenden Vegetationselemente ====
Die kleinere Grünanlage und raumbildenden Vegetationselemente wie Bäume in allen Anordnungsweisen wie Baumreihe, Allee, Baumrondell; z.B. eine bepflanzte Pergola, Fassadenbegrünung, Pflanzbehälter, Gehölze, Wiesen- und Rasenflächen, Stauden, Blumenuhren etc.. Siehe auch die Vegetationselemente im engen Zusammenhang mit einigen Stadt-Regelbausteinen ([[Stadt-Regelbausteine|3.4.2.1.2]]). Es wird darauf hingewiesen, dass auch schon bei der Analyse der Thematik „Vegetation“ die Kenntnisse von Garten- und Landschaftsarchitekten benötigt werden und bereichernd sind.
Z.B. Bäume in allen Anordnungsweisen wie Baumreihe, Allee, Baumrondell; z.B. bepflanzte Pergola, Fassadenbegrünung, Pflanzbehälter, Gehölze, Wiesen- und Rasenflächen, Stauden, Blumenuhren etc.. Siehe auch die Vegetationselemente im engen Zusammenhang mit einigen Stadt-Regelbausteinen ([[Stadt-Regelbausteine|3.4.2.1.2]]) und die Stadt-Vegetationsbausteine ([[Stadt-Vegetationsbausteine|3.4.2.1.4]]). Es wird darauf hingewiesen, dass auch schon bei der Analyse der Thematik „Vegetation“ die Kenntnisse von Garten- und Landschaftsarchitekten benötigt werden und bereichernd sind.


<loop_figure title="Fassadenbegrünung" description="Fassadenbegrünung in Chernivtsi / Ukraine, ''links''; denkmalgeschützte Begrünung in der „Gartenstadt Falkenberg“ (sogenannte „Tuschkastensiedlung“; Weltkulturerbe) in Berlin, Architekt Bruno Taut (1913 – 1916), ''rechts''"  id="5fa15169ea258">[[File:hausbegruenung.PNG|700px]]</loop_figure>
<loop_figure title="Fassadenbegrünung" description="Fassadenbegrünung in Chernivtsi (Ukraine), ''links''; denkmalgeschützte Begrünung in der „Gartenstadt Falkenberg“ (sogenannte „Tuschkastensiedlung“; Weltkulturerbe) in Berlin, Architekt Bruno Taut (1913 – 1916), ''rechts''"  id="5fa15169ea258">[[File:hausbegruenung.PNG|700px]]</loop_figure>




Mit solch einer erweiterten „grünen“ Sichtweise auf die Stadt wird bei den gezeigten Beispielen das enge Zusammenwirken von gebauten mit natürlichen Elementen deutlich; wie z.B. die grosszügige landschaftsräumliche Einbettung des Baukomplexes der Universität Amazônia in ein Regenwaldgebiet; siehe die Fotografie unter 3.4.2.1.3e. Grossbauwerk. ‒ Die weiteren Beispiele illustrieren die verschiedenen landschaftsplanerischen Untersuchungs- und Planungsebenen von der innerstädtischen Freiraum-Objektplanung bis hin zur Gesamt-Grosstadt und zur Regionalplanung.
Mit solch einer erweiterten „grünen“ Sichtweise auf die Stadt wird bei den gezeigten Beispielen das enge Zusammenwirken von gebauten mit natürlichen Elementen deutlich; wie z.B. die grosszügige landschaftsräumliche Einbettung des Baukomplexes der Universität Amazônia in ein Regenwaldgebiet; siehe die Fotografie unter 4.2.1.3.e. Grossbauwerk. ‒ Die folgenden Beispiele illustrieren einige verschiedenen landschaftsplanerischen Untersuchungs- und Planungsebenen von der Fassadenbegrünung über die innerstädtischen Freiraum-Objektplanung bis hin zur Gesamt-Grosstadt und zur Regionalplanung:


<loop_figure title="Der Garten als „Vegetationsbaustein“" description="Hier mit fünf Varianten eines „Pocket-Garden“ ‒ als städtebaulicher „Interventionsvorschlag“ für vorhandene Baulücken – temporär oder permanent; aus einem Beitrag zum Ideenwettbewerb für die Altstadt von Reutlingen / Deutschland (2006; Planausschnitt o.M.)"  id="5fa15c64dc895">[[File:garten-als-vegetationsbaustein.jpg|700px]]</loop_figure>
<loop_figure title="Der Garten als „Vegetationsbaustein“" description="Hier mit fünf Varianten eines „Pocket-Garden“ ‒ als städtebaulicher „Interventionsvorschlag“ für vorhandene Baulücken – temporär oder permanent; aus einem Beitrag zum Ideenwettbewerb für die Altstadt von Reutlingen (Deutschland) (2006; Planausschnitt o.M.)"  id="5fa15c64dc895">[[File:garten-als-vegetationsbaustein.jpg|700px]]</loop_figure>
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<loop_figure title="Grünflächen(-verbindungen) als „Vegetationsbausteine“ – bei einem innerstädtischen Grünflächen-Zielmodell als eine Diskussionsvariante für die Stadtraum-Umgestaltung der Stadt Lübz in Mecklenburg / Deutschland" description="(Skizze von ca. 1993 o.M.)"  id="5fa15c64dc89d">[[File:grünflächenverbindungen.jpg|700px]]</loop_figure>
<loop_figure title="Grünflächen(-verbindungen) als „Vegetationsbausteine“ – bei einem innerstädtischen Grünflächen-Zielmodell als eine Diskussionsvariante für die Stadtraum-Umgestaltung der Stadt Lübz in Mecklenburg / Deutschland" description="(Skizze von ca. 1993 o.M.)"  id="5fa15c64dc89d">[[File:grünflächenverbindungen.jpg|700px]]</loop_figure>
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<loop_figure title="Öffentliche Parkanlage " description="Öffentliche Parkanlage als stadtraum-bestimmender „Stadt-Vegetationsbaustein“ für die grüne Mitte des neuen Stadtgebiets in Lübeck, entlang einer Stadtraum-Achse (mittlere rote Linie) ausgeformt; städtebaulicher Entwurf vom Architekturbüro White Arkitekter / Schweden; Gestaltung des Carlebach-Park (2004 – 2005) von Levin Monsigny Landschaftsarchitekten (Kartenausschnitt o.M. mit Einzeichnungen des Autors: OpenStreetMap-CC-BY-SA 2.0 dld. 09.05.17)"  id="5fa15c64dc8a4">[[File:parknalge.png|700px]]</loop_figure>
<loop_figure title="Öffentliche Parkanlage " description="Öffentliche Parkanlage als stadtraum-bestimmender „Stadt-Vegetationsbaustein“ für die grüne Mitte des neuen Stadtgebiets in Lübeck (Deutschland) entlang einer Stadtraum-Achse (mittlere rote Linie) ausgeformt; städtebaulicher Entwurf vom Architekturbüro White Arkitekter / (Schweden); Gestaltung des Carlebach-Park (2004 – 2005) von Levin Monsigny Landschaftsarchitekten (Kartenausschnitt o.M. mit Einzeichnungen des Autors: OpenStreetMap-CC-BY-SA 2.0 dld. 09.05.17)"  id="5fa15c64dc8a4">[[File:parknalge.png|700px]]</loop_figure>
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<loop_figure title="Achsen-Modell für die Stadtentwicklung mit dazwischenliegenden “Landschaftszungen“ als „Schema der natürlichen Entwicklung des Organismus – Hamburg“ / Deutschland" description="Zeichnung: Fritz Schumacher (gezeichnet 1919; publiziert in: Großhamburg. Denkschrift des Hamburger Senats; Hamburg 1921, S. 38; Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, [https://creativecommons.org/licences/by-sa/4.0/deed.de CC BY-SA 4.0]; dld. http://www.sub.uni-hamburg.de ContentServer_20170811_222407.pdf "  id="5fa15c64dc8aa">[[File:achsenmodell.jpg|700px]]</loop_figure>
<loop_figure title="Achsen-Modell für die Stadtentwicklung mit dazwischenliegenden “Landschaftszungen“ als „Schema der natürlichen Entwicklung des Organismus – Hamburg“ (Deutschland)" description="Zeichnung: Fritz Schumacher (gezeichnet 1919; publiziert in: Großhamburg. Denkschrift des Hamburger Senats; Hamburg 1921, S. 38; Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, [https://creativecommons.org/licences/by-sa/4.0/deed.de CC BY-SA 4.0]; dld. http://www.sub.uni-hamburg.de ContentServer_20170811_222407.pdf "  id="5fa15c64dc8aa">[[File:achsenmodell.jpg|700px]]</loop_figure>





Version vom 26. Juni 2023, 14:53 Uhr

Die Analyse und Planung der Vegetation und Grünräume in und um eine besiedelte Fläche ist die Aufgabe der Landschaftsplanung, die je nach Gebietsart begleitet werden muss durch die entsprechenden geographischen und biologisch-ökologischen Untersuchungen von Naturwissenschaftlern. Hier im Modul BAM Städtebau wird anhand von einigen Beispielen auf dieses eigene Themen- und Fachgebiet nur hingewiesen, und die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit bei einer Ortsanalyse für die betreffenden Fragestellungen herausgestellt.

Bei allen städtebaulichen Untersuchungs- und Planungsebenen und bei den verschiedenen Bebauungsformen sind für die Fauna&Flora-Themen spezielle masstabsgerechte Fachkenntnisse vonnöten, die im Einzelfall in enger Zusammenarbeit mit der Landschaftsplanung abgesprochen und erarbeitet werden müssen. Der Stuttgarter Landschaftsplaner Giselher Kaule hat in einem kurzen, älteren Text mit dem Titel „Stadtvegetation“ (1987) die wichtigsten Themen übersichtlich zusammengestellt. Als grundsätzlich zu unterscheidende Stadtbiotope28 nennt er:

  • die Landschaftsflächen, die um eine Stadt bzw. in sie hinreichen (Wälder, Grünland und Äcker, Gemüseanbaugebiete und Weinberge etc.).
  • die flächigen und die linienförmigen Gebiete und Elemente (z.B. entlang von Verkehrsanlagen) sowie einzelne Kleinstrukturen, die bis in die Häuser hinein auffindbar sind (z.B. bis in die Dachböden).

Anhand der unterschiedlichen urbanen Bebauungsformen und Gebietstypen charakterisiert er die jeweiligen Lebenswelten von Pflanzen und Tieren und die dort vorhandenen Wachstums- und Lebensbedingungen. Eine rein-visuelle Betrachtung der Vegetation wird somit erweitert um deren (mögliche) Beiträge für eine ökologische und biologische Sicht auf die Stadt bis hin zu einzelnen Gebäudeteilen, die jeweils unterschiedliche Lebensräume (Biotope) anbieten.

Dies alles können nur Hinweise sein, um auf die weitreichenden biologischen und kleinklimatischen Themen und Auswirkungen von Grünzügen, Flussläufen, Parks, Friedhöfen, Gärten und Baumpflanzungen – aber auch von Restflächen entlang von Verkehrsschneisen und von brachliegendem Gelände hinzuweisen. Eine Reihe von kleineren Einheiten und Elementen wurde schon zuvor bei den Stadt-Kleinbausteinen zum Thema „Vegetationselemente“ (3.4.2.1.1f.) aufgelistet.

Die kleinere Grünanlage und raumbildenden Vegetationselemente wie Bäume in allen Anordnungsweisen wie Baumreihe, Allee, Baumrondell; z.B. eine bepflanzte Pergola, Fassadenbegrünung, Pflanzbehälter, Gehölze, Wiesen- und Rasenflächen, Stauden, Blumenuhren etc.. Siehe auch die Vegetationselemente im engen Zusammenhang mit einigen Stadt-Regelbausteinen (3.4.2.1.2). Es wird darauf hingewiesen, dass auch schon bei der Analyse der Thematik „Vegetation“ die Kenntnisse von Garten- und Landschaftsarchitekten benötigt werden und bereichernd sind.

Hausbegruenung.PNG


Mit solch einer erweiterten „grünen“ Sichtweise auf die Stadt wird bei den gezeigten Beispielen das enge Zusammenwirken von gebauten mit natürlichen Elementen deutlich; wie z.B. die grosszügige landschaftsräumliche Einbettung des Baukomplexes der Universität Amazônia in ein Regenwaldgebiet; siehe die Fotografie unter 4.2.1.3.e. Grossbauwerk. ‒ Die folgenden Beispiele illustrieren einige verschiedenen landschaftsplanerischen Untersuchungs- und Planungsebenen von der Fassadenbegrünung über die innerstädtischen Freiraum-Objektplanung bis hin zur Gesamt-Grosstadt und zur Regionalplanung:

Garten-als-vegetationsbaustein.jpg


Grünflächenverbindungen.jpg


Parknalge.png


Achsenmodell.jpg



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28: Architekten Hans Kollhoff / Helga Timmermann; Isometriezeichnung aus: Wolfrum, Sophie (2015) S. 57; Fotografie von 2016